Textverständlichkeit von Hypertexten
Für das Textverstehen sind bei Print- und Hypertexten fünf Verarbeitungsebenen entscheidend. 1. Ebene: basale Verarbeitung, die für die Worterkennung verantwortlich ist. Wird der Rezipient mit einem unbekanntem Schrifttyp oder einem unklarem Schriftbild konfrontiert, findet er keinen Zugang zum Text. 2. Ebene: semantisch-syntaktisch Verarbeitung, hier wird eine lokale Kohärenz zwischen den einzelnen Satzteilen hergestellt, die ein wörtliches Verstehen erzeugt. 3. Ebene: elaborative Verarbeitung, der Rezipient stellt hier Verknüpfungen zu seinen Vorwissen her. Hierdurch kann der Text besser Verstanden werden, da die Inhalte in einen Kontext zu gleichen oder ähnlichen bekannten Themen gesetzt werden. 4. Ebene: reduktive Verarbeitung, hier wird der Text zu einer Makrostruktur zusammengefasst, wodurch eine globale Kohärenz hergestellt wird. 5. Ebene: rekonstruktiven Verarbeitung, hier wird das erworbene Wissen abgerufen und genutzt. Während des Lesens laufen die einzelnen Verarbeitungen beim Rezipienten auf allen fünf Ebenen gleichzeitig ab. Diese Verarbeitungsabläufe stellen einen kognitiven Prozess dar. Um die Verständlichkeit von Texten zu fördern, kann der Produzent unter Berücksichtigung der fünf Verarbeitungsebenen den Text optimieren. Auf der ersten Ebene sollte der Autor btw. die Autorin
auf die mikrotypographischen Merkmale eines Textes geachtet werden.
Eine einfache und deutliche Schrift (z.B. Schrifttyp Times New Roman)
erleichtert dem Rezipienten das Erkennen der Wörter. Die elaborative Verarbeitung kann mit der Hilfe von
graphischen Zusätzen oder dem Einsatz von Advanced
Organizern verbessert werden. Die Vorteile von Multimedia-Texten gegenüber Print-Texten bei der Umsetzung dieser Verständlichkeitshilfen sind sehr umfangreich. Durch die Möglichkeit, Module und Hyperlinkslinks einfügen zu können, kann der Text einfach und schnell über die eigenen Inhalte hinaus erweitert oder ergänzt werden. Was der Leser in einem Buch noch mit Hilfe von Fußnoten nachschlagen muss, kann im Hypertext durch einfache Popupfenster schnell und im laufendem Text vermittelt werden. Auch die Vielzahl der Kombinationsmöglichkeiten von Zeichensystemen und graphischen Gestaltungshilfen erleichtert es dem Produzenten, seinen Text verständlich zu gestallten. Da Hypertexte interaktiv sind, besteht die Möglichkeit der Eingabe und Rückmeldung. Dadurch können Anwendungsaufgaben einfach und schnell ausgewertet und korrigiert werden. Alle diese Punkte sind zwar sehr nützlich und dienen im allgemeinen
einem besseren Verständnis, doch gerade bei Hypertexten kann ein
zu starkes Einsetzen solcher "Hilfen" den Leser schnell überfordern,
so das es zu einer kognitiven Überlastung kommt und der Text gar
nicht mehr verständlich ist. |